Hernienchirurgie

Hernien ("Brüche") gehören zu den häufigsten chirurgischen Erkrankungen. Im Bereich der Hernienchirurgie kümmern wir uns um Patientinnen und Patienten, die an einem Leisten- oder Bauchdeckenbruch, Narben-, Schenkel- oder Nabelbruch leiden. Im Mittelpunkt der therapeutischen Maßnahmen steht zwar meist die Chirurgie. Bei uns kümmern sich jedoch eine Reihe weiterer Fachdisziplinen, wie Radiologie, Schmerztherapie, Anästhesie, bei Bedarf Sportmedizin (der Charité Berlin) und Physiotherapie für eine umfassende, ganzheitliche Behandlung.

Wir erstellen mit Ihnen ein individuelles Therapiekonzept, wobei wir Ihr Alter, Ihre körperliche Tätigkeit, das Ausmaß Ihres Bruchs und natürlich auch Ihre persönlichen Therapiewünsche berücksichtigen. Wir bieten Ihnen das gesamte Spektrum der offenen und minimal-invasiven Operationsverfahren an. In Kooperation mit der plastischen Chirurgie versorgen wir auch extrem große Bauchwandbrüche. Die enge Zusammenarbeit mit der >Schmerztherapie und der Physiotherapie gewährleistet eine schmerzfreie Behandlung sowie eine schnelle Erholung nach dem operativen Eingriff. Für die Qualitätssicherung nimmt unsere Klinik am Herniamed Studienregister teil.

Ein Leistenbruch tritt in 80 Prozent aller Bauchwandbrüche auf und wird über dem Leistenband sichtbar. Wir entscheiden gemeinsam mit Ihnen, welches Operationsverfahren am besten geeignet ist. Das Leistungsspektrum unseres Departments umfasst:

  • Die TAPP (transabdominelle peritoneale Netzplastik): Es handelt sich um ein minimal-invasives Verfahren mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie). Hierbei decken unsere Chirurg*innen die Bruchlücke über den Bauchraum mit einem Kunststoffnetz ab. Am Ende der Operation vernähen wir das Bauchfell über dem Netz wieder.
  • Das Operationsverfahren nach Lichtenstein (offenes Verfahren mittels Hautschnitt in der Leiste): Hierbei verschließen wir die Bruchlücke durch Einbringen eines Kunststoffnetzes.
  • Das Operationsverfahren nach Shouldice (offenes Verfahren mittels Hautschnitt in der Leiste): Die Implantation eines Kunststoffnetzes ist hier nicht notwendig. Stattdessen schließen unsere Spezialisten die Bruchlücke mittels einer speziellen Nahttechnik.

Der Nabel ist eine physiologische Öffnung des Menschen, durch die wir als Embryo während der Schwangerschaft mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Der Nabel verschließt sich in der Regel in den ersten Lebensjahren. Bei einigen Menschen bleibt dieser Schritt jedoch aus. Bei anderen dehnt sich der Nabel im Verlauf des Lebens wieder auf, sodass eine Bruchlücke entsteht. Bei der epigastrischen Hernie besteht ein Bruch in der Mittellinie zwischen Nabel und Xyphoid. Durch den Bruch können sich Fettgewebe oder Eingeweide (Darm) im Nabelbereich bzw. darüber in der Mittellinie nach außen vorwölben. Beim Pressen, Husten, Lachen, Niesen bzw. Anspannen der Bauchdeckenmuskulatur wird diese Vorwölbung provoziert oder verstärkt.

Falls der Nabel- oder Bauchwandbruch zu einer Einklemmung geführt hat, müssen diese Bruchformen notfallmäßig operiert werden. Verursacht ein Nabel- oder Bauchwandbruch generell Beschwerden, bieten wir in die Möglichkeit eines geplanten operativen Eingriffs an. Unsere auf Hernien spezialisierten Exper*innen nehmen sich die Zeit, Ihre Fragen zu beantworten und mit Ihnen das geeignete Operationsverfahren ausführlich zu besprechen:

  • Kleine Nabel- und epigastrische Hernien können – sofern sie kleiner als ein Zentimeter sind – mittels einer Direktnaht versorgt werden.
  • Das IPOM (Intraperitoneales Onlay-Mesh): Dabei handelt es sich um ein minimal-invasives Operationsverfahren mittels Bauchspiegelung. Bei diesem wird die Lücke in der Bauchwand, die sogenannte Bruchpforte, von innen, also im Bauchraum, mit einem speziell beschichteten Netz abgedeckt. Das Netz kann entweder offen über die Bruchpforte oder häufiger durch eine minimal-invasive Technik eingebracht werden.
  • Das Operationsverfahren nach Spitzy / Mayo: Bei der offenen Operation wird der Bruchsack, also das ausgestülpte Bauchfell, in dem sich die vorgestülpten Eingeweideteile befinden, schonend entfernt. Anschließend wird die Bruchlücke, also die Schwachstelle im Gewebe, mit einer Naht direkt verschlossen (Spitzy). Oder es werden die Sehnenplatten der Bauchwand gedoppelt (Mayo).
  • Die offene Netzeinlage in der Sublay-Technik: Mit diesem offenen Verfahren werden zumeist größere Narbenbrüche versorgt. Bei dieser Technik schneiden unsere Operateure die alte Hautnarbe zunächst schonend aus, um die Bruchlücke freizulegen. Schließlich bringen die Mediziner ein Kunststoffnetz zur Verstärkung der Bauchwand unterhalb der Bauchwandmuskulatur ein (Sublay-Technik).

 Für den Eingriff kommen Sie für zwei Tage (inklusive Operationstag) in unser Klinikum. Bei kleinen Brüchen können Sie bereits eine Woche nach der Operation Ihre gewohnten körperlichen Aktivitäten aufnehmen. Bei größeren Brüchen, sollten Sie etwa vier Wochen warten, bis Sie zur Vollbelastung übergehen.

Beim Narbenbruch handelt es sich um eine Lücke des Bauchdeckengewebes. Häufig wird zunächst eine schmerzhafte Vorwölbung im Bereich der Narbe, meist nach körperlicher Belastung, wahrgenommen. In Ruhe bzw. im Liegen verschwindet die Vorwölbung meist. Schmerzen müssen nicht vorhanden sein. Weitere Symptome können Verdauungsbeschwerden und Änderung des Stuhlverhaltens sein. Gefährlich sind kleine Bruchlücken, denn hier ist die Gefahr einer Einklemmung (z.B. von Dünndarmanteilen) besonders groß.

Es gibt viele Faktoren, die einen Narbenbruch begünstigen. Postoperative Störungen der Wundheilung, mehrfache Operationen durch die gleiche Narbe aber auch Übergewicht, Blutzuckererkrankung (Diabetes mellitus), bösartige Tumoren und Rauchen fördern die Entstehung eines Narbenbruchs.

Ein Narbenbruch ist eine Indikation zur operativen Therapie. Das Intervall zur Erstoperation sollte zur Erholung der Bauchdecken ungefähr sechs Monate betragen. In den letzten Jahren hat eine Vielzahl von Untersuchungen gezeigt, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn Bauchdecken mit Hilfe eines Kunststoffnetzes verstärkt werden. Die Operation kann entweder offen oder laparoskopisch erfolgen.

  • Bei der offenen Operation werden die Bindegewebsschichten der Bauchdecke mit einer Naht zusammengeführt und dann mit Hilfe eines Netzes verstärkt. Diese Operation hat den Vorteil, dass die Bauchdecke wieder rekonstruiert wird. Häufig wird diese Methode bei sehr großen Brüchen angewendet.
  • Bei der laparoskopischen Technik wird die Bruchpforte mit einem speziell beschichteten Netz von innen überbrückt. Die Beschichtung verhindert Verwachsungen zwischen dem Netz und den Eingeweiden. Vorteil dieser Methode ist ein geringeres Bauchdeckentrauma.
  • Roboter assistierte Hernienchirurgie. Hierbei wird gewebsschonend die Bauchdecke rekonstruiert und mit einem Netz verstärkt.

Welches Verfahren bei Ihnen am sinnvollsten eingesetzt werden kann, ist abhängig vom Ausmaß des Bruchs, von der Art der Voroperation(en) und natürlich von Ihren eigenen Wünschen.

Für den Eingriff kommen Sie für drei bis sechs Tage (inklusive Operationstag) in unser Klinikum. Ab wann Sie wieder Ihre gewohnten Tätigkeiten aufnehmen können, wird vom Operationsverfahren, aber auch von Ihnen selbst mit bestimmt. Stärkere körperliche Belastungen und das Heben größerer Lasten (über 10 Kilogramm) sollten Sie in den ersten drei postoperativen Monaten vermeiden.

Es kann sein, dass Sie in den ersten Tagen und Wochen noch leichte Beschwerden im Bereich des Operationsgebietes verspüren. In der Regel verschwinden diese Symptome nach vier Wochen. Falls die Beschwerden darüber hinaus weiter bestehen, sollten Sie unsere Sprechstunde oder Ihren Hausarzt aufsuchen. Bei der Operation über eine Bauchspiegelung gibt es eine Besonderheit. Hier kommt es nicht selten (15 bis 20 Prozent) zu einer Flüssigkeitsansammlung zwischen dem Netz und der Bauchdecke. Sie bemerken in diesem Fall eine Schwellung der Haut. Das ist nicht schlimm und vergeht meist nach einiger Zeit von selbst.

Vom Schenkelbruch (Hernia femoralis) sind überwiegend ältere Frauen betroffen. Bei den Patientinnen tritt die Bruchpforte unterhalb des Leistenbandes aus. Schenkelbrüche sind oft schmerzhafter als Leistenbrüche und häufig kommt es zu einer akuten Einklemmung vorgefallener Organe. In diesem Fall ist eine notfallmäßige Operation erforderlich, die wir direkt in unserem Zentrum durchführen können. Sie kann von unseren Operateuren sowohl über einen Hautschnitt im Bereich der Leiste als auch durch eine minimalinvasive Technik durchgeführt werden, also mit Unterstützung einer winzigen Spezialkamera.